Die Gothaer Liberalen wollen die Schulfächer Religion und Ethik an staatlichen Schulen abschaffen und stattdessen ein für alle Schüler verpflichtendes Fach "Philosophie und Religion" installieren. So sieht es ein Antrag der Freien Demokraten vor, den sie den Delegierten des Landesparteitages der Thüringer FDP am morgigen Tag (21. März) in Ilmenau zur Abstimmung vorlegen. "Es gehört nicht zur originären Aufgabe allgemeinbildender staatlicher Schulen, religiöse Inhalte - gleich welcher Art - zu vermitteln und festzuschreiben", begründet der Kreisvorsitzende Jens Panse den Vorstoß. Damit schließen sich die Liberalen der Auffassung des Lehrstuhlinhabers für Angewandte Ethik der Universität Jena, Professor Dr. Nikolaus Knoepffler an, der die Abschaffung des Religionsunterrichts in den staatlichen Schulen gefordert und als Alternative ein Fach "Philosophie und Religion" vorschlagen hatte.
"Ziel des Religionsunterrichts ist es, je nach Konfession konkrete Einstellungen und Überzeugungen bei den Schülerinnen und Schülern herauszubilden", schlussfolgert FDP-Bildungsfachmann Jürgen Ehrlich aus den fachspezifischen Kompetenzen, die beispielsweise der Lehrplan für Evangelische Religionslehre am Ende der Klasse 10 von den Schülern erwartet. Dies enge aber Schüler und auch Lehrer im Denken und Handeln ein und widerspreche dem Grundsatz der Allgemeinbildung, so der Pädagoge. "Wir unterstützen die Intention von Professor Knoepffler, mit einem wissenschaftlich untersetzten und strukturierten Fach "Philosophie und Religion‘ das umfangreiche Spektrum religiöser und ethischer Strömungen dieser Welt zu erklären, ohne eine "Missionierung‘ auszulösen." Das neue Fach solle sich kulturvergleichend mit menschlichen Handlungen, Vorstellungen und Institutionen, die als "religiös" betrachtet werden, befassen. Dies entspreche der liberalen Lebensauffassung und lasse dem Einzelnen ausreichend Freiraum für individuelle Entscheidungen. Nach Einschätzung Ehrlichs, der selbst mehr als 40 Jahre als Lehrer tätig war, können die Inhalte des Faches Ethik ebenfalls in das Fach "Philosophie und Religion" integriert werden, sodass mit einem "Pflichtfach" das gesamte Spektrum abgedeckt werde. "Daraus ergeben sich auch schulorganisatorische Vorteile", ist Ehrlich überzeugt.