Heftige Kritik an der Aktion des Dezernenten Matthias Bärwolff hat der FDP-Ortsverband Erfurt-Süd geübt. Die Clara-Zetkin-Straße war eine Woche lang gesperrt, ohne dass etwas geschehen ist. "Jetzt wissen wir warum", so der Ortsvorsitzende Marc Frings. "Herr Bärwolff macht die große Fotoshow und missbraucht dafür die Arbeitszeit der Mitarbeiter*innen der Stadtverwaltung." Den Bürgerinnen und Bürgern solle ein Autoverzicht mit der Brechstange aufgezwungen werden. "Das werden wir nicht zulassen. Unser Ansatz ist, erst der Dialog und dann die Maßnahmen, nicht umgedreht", so der Freidemokrat.
Beim ersten Stammtisch der Süd-Liberalen am vergangenen Donnerstag stand das Thema Verkehrspolitik und das sogenannte Pilotprojekt der Stadt in der Clara-Zetkin-Straße im Mittelpunkt der Diskussion. "Eine völlig unnötige Behinderung des Straßenverkehrs, die ihresgleichen sucht. Ein Tieflader wurde als Alibi-Veranstaltung abgestellt. Ansonsten herrschte Totenstille auf der gesperrten Straße", hat Adrian Panse festgestellt, der in der CLARA wohnt. Längst nicht alle Anwohner freuten sich über die Situation - im Gegenteil: wer in den Nebenstraßen wohne, bekomme den Ausweichverkehr zu spüren und die Bewohner des Viertels benötigten selbst mehr Zeit, um an die Arbeit zu kommen. Panse kritisiert zudem die mangelhafte Information der Anwohner im Vorfeld. "Es wurden einfach vollendete Tatsachen geschaffen."
Die angebliche Verbesserung der Wohnqualität sehen die Liberalen nicht. "Das Verkehrsaufkommen und der Ärger bleiben. Die Probleme würden nur verlagert, wie in dem Fall in die Wilhelm-Busch-Straße, wo sich der Ausweichverkehr entlang der Grundschule staue, denn viele Autofahrer hielten sich nicht an die empfohlene Umleitung, zumal wenn sich die Stadtverwaltung weiter weigere, Ampelphasen anzupassen. "Die ganze Verkehrsplanung im Erfurter Süden ist chaotisch", kritisiert Frings weiter. Zeitgleich zur Sperrung der CLARA erfolgte die Verengung auf zwei Spuren am Schmidtstedter Knoten. Die Verbindung der Arnstädter Straße zur Werner-Seelenbinder-Straße wurde nach zwei Jahren Bauzeit jetzt erneut gesperrt, um 20 Meter Radweg aufzumalen. An der Seebachstraße wird seit mehr als einem Jahr gebaut. Die Fertigstellung war ursprünglich für Juni angekündigt. Zahlreiche Auswärtige und selbst der Zoll rollen durch den Muldenweg. Insbesondere zu Schulbeginn spielten sich vor der dortigen Schule abenteuerliche Szenen ab.
"Als Radfahrer lebt man gefährlich", stellt Jens Panse fest, der seit der Sperrung täglich mit dem Rad durch den Cammermeisterweg zur Arbeit fahren muss. Durch die Sperrung vorhandener Straßen nehme die Aggressivität auf den Straßen zu. Autofahrer, die willkürlich in den vorprogrammierten Stau geschickt würden, seien genervt. Die Strategie der Stadtverwaltung den Individualverkehr auszusperren und die Bürger erziehen zu wollen, werde nicht funktionieren. "Ich fahre mit dem Rad, weil ich das kann und möchte. Nicht jeder traut sich das aber angesichts der schlechten Radwegeinfrastruktur in der Stadt", so der stellvertretende Ortsverbandsvorsitzende.